Der Schlüssel zur Veränderung: überall verfügbare Transparenz der ökologischen und sozialen Produkt-Nebenwirkungen

Vorschlag, um unsere Konsum-Welt wirksam positiv zu verändern und soziale und ökologische „Nebenwirkungen“ von Produkten endlich transparent zu machen:

Man nehme:

1. Eine handelsübliche Website mit Datenbank aller Produkte, weltweit erreichbar, auch per Handy. Es handelt sich um eine prinzipiell für jeden Bürger offene Webseite ähnlich Wikipedia, bei der jeder  (nach identitätsbeglaubigter Registrierung) mitarbeiten und Produkteinträge anlegen kann. Auch die Firmen können und sollen Ihre Produkte und Informationen zu  ihren Produkten einstellen. Nur können diese Informationen durch Informationen von dritter Seite ergänzt bzw. korrigiert werden.

2. Eine kleine Software, die über die Handycam einen beliebigen Produkt-Strichcode scannt und den Code in die Produktkennziffer übersetzt (Luxusversion). Für einfache Handys muss man den Code als Zahl abtippen und eine SMS an eine bestimmte Nummer senden – man erhält sofort die Antwort als SMS zurück. Der Code wird an die Datenbank gesendet, selektiert das zugeordnete Produkt und gibt den produktspezifischen Ethik- und einen Öko-Index zum Produkt zurück bzw. zeigt ihn als farbig codiertes Logo. Ich sehe als Kunde direkt vor meiner Kaufentscheidung, welche versteckten Allgemeinkosten dieses Produkt meiner Umwelt und meinen Mitmenschen abverlangt hat und kann fundiert vergleichen und nach meinem Gewissen entscheiden, statt hilflos irgendwelchen werbegenerierten Markeneigenschaften zu vertrauen. Es gibt wenige von uns, denen das alles egal ist, und wenige, die existenziell gezwungen sind, immer das Billigste zu nehmen. Wir können bisher einfach nicht erkennen, was die Ware in unserer Hand schon „auf dem Kerbholz“ hat, und das ist Absicht.

3. Entscheidend ist natürlich, wie und durch wen diese abgerufene Bewertung entsteht. Sie muss unabhängig und vertrauenswürdig sein, alle wichtigen sozialen und ökologischen Faktoren in einem sinnvollen Verhältnis beinhalten, und Sie muss aktuell und produktspezifisch sein. Sie wäre also am besten das gemeinsame Werk von uns allen, von verschiedensten, weltweit verteilten, engagierten Menschen, die alle ihnen zugänglichen Quellen genutzt haben, um die ökologisch, ökonomisch, ethisch wirklich wichtigen Eigenschaften des Produktes zu recherchieren, zusammenzutragen und zu bewerten. Ergänzt wird das durch Gutachten von unabhängigen Fachleuten, z.B für Schadstoffuntersuchungen. Wichtig: Es geht hier nicht um Meinungen, sondern kondensierte Fakten, die in den Indizes ihren Ausdruck finden. Die Indizes stellen eine Maßzahl für die sozialen und ökologischen Kosten des Produktes dar, wie der Preis für seine wirtschaftlichen Herstellungskosten steht. Die recherchierten Hintergrund-Informationen und deren Quellen sind für Interessierte öffentlich einsehbar dokumentiert, ebenso das Zustandekommen der Indexzahl und die Gewichtung der Einzelinformationen.

Die betreibende Organisation wäre idealerweise eine unabhängige NGO (Nicht-Regierungsorganisation), gemeinnützig und rein spendenfinanziert. Sie beschäftigt unabhängige Wissenschaftler für Analysen und gute Rechtsanwälte, die sie gegen – sicher zu erwartende – Manipulationsversuche der Konzerne verteidigt. Außerdem installiert sie eine  durch die Verbraucher gewählte, richterähnliche Instanz von ausgewiesenen und respektierten Fachleuten verschiedener Gebiete, die die vorliegenden Informationen prüft, gegeneinander abwägt, einschätzt und eine verbindliche Bewertungsentscheidung trifft.  Die Entscheidungssitzungen über Grundgewichtungen wären ähnlich einer Gerichtsverhandlung öffentlich, und könnten inkl. der Plädoyers der Produkt- Umwelt und Sozialanwälte per Video abrufbar zur Verfügung stehen!) Die verabschiedete Gewichtungsverteilung bleibt gültig bis zu einer Revision aufgrund wesentlich neuer, tragfähiger Informationen. Eine wichtige Stimme hätten in diesem Prozess auch die Verbraucher selbst durch direkte online-Beteiligung, so kann – bei für Laien erkennbare Eigenschaften wie Haltbarkeit und Bedienbarkeit – in produktspezifischen Umfragen Feedback von Nutzern gesammelt werden.

Viele Entscheidungen und Gewichtungen betreffen eine große Anzahl von Produkten (zB. die Einschätzung der sozialen Randbedingungen oder ökologischen Nebenwirkungen der Fertigung oder den Öko-Kosten der genutzten Transportmittel), so dass nicht für jedes Produkt entschieden werden muss, sondern nach Erfahrungswerten bestimmte Kategorien und Algorithmen für bestimmte Produkt- und Produktions- und Transportarten benutzt werden können, um angemessene Öko- oder Ethik-Indizes zu generieren. Ändert sich etwa die toxikologische Einschätzung eines Zusatzstoffes, genügt die Änderung eines einzigen Faktors in der Datenbank, um sämtliche betroffenen Produkte zu aktualisieren. Die Folge: Wechselt der Hersteller nachweislich von einem ausbeuterischen Sweatshop der Stufe -5 zu einem verantwortlicherem Dienstleister mit -1,   oder er steigt für die Produkttransporte vom LKW auf die Bahn um, verbessert sich sofort und weltweit sein Score – und in der Folge sein Umsatz! Dieses Argument wirkt mit Sicherheit – auch bei ethisch eher robusten Unternehmerpersönlichkeiten!

Erst wenn die Information über bisher verborgene Produkteigenschaften im Geschäft praktikabel und vertrauenswürdig zugreifbar ist, kann der bewusste Konsument anfangen, tatsächlich seine oft zitierte „Abstimmung mit dem Geldbeutel“ ausüben – ohne unabhängige Information gibt es (genau wie in der politischen Demokratie) keine echte Wahl. Mit einem solchen System entstünde ein positiver Wettbewerb um preisgünstige und umwelt- und sozialverträgliche Waren, und zwar nicht nur in Nischen wie in 3. Welt-Shops, sondern in der Breite der gesamten Gesellschaft.

Natürlich ist die Entwicklung der Indizes eine anspruchsvolle und komplexe Aufgabe, aber es spricht nichts dagegen, mit einfachen Modellen zu beginnen und sie mit der wachsenden Erfahrung im laufenden Betrieb auszubauen und zu differenzieren.

Wer hätte vor 10 Jahren ein für jeden zugängliches, vielsprachiges und tiefgründiges Gratis-Lexikon wie die Wikipedia für möglich gehalten? Wenn wir das können und es um unser Überleben auf diesem Planeten geht, können wir sicher auch das not-wendige Wissen um unsere Produkte allen verfügbar machen!

Das Gute: nichts an der Idee ist wirklich utopisch – sie kann nach den Vorbildern von Greenpeace oder amnesty mit den heutigen Mitteln und Möglichkeiten umgesetzt werden, wenn wir ihre Not-Wendigkeit erkennen.

Noch besser: Ein guter Teil dieser Idee wurde bereits umgesetzt – schaut euch mal Codecheck an:
www.codecheck.info
Oder das hier:
Neuester Trend: CO2-Deklaration für Lebensmittel